Mannheimer Polizei ruft zu Schweigeminute für Rouven L. auf (2024)

Ein Mann hat auf einem Mannheimer Marktplatz mehrere Menschen mit einem Messer attackiert, darunter der Islamkritiker Michael Stürzenberger. Ein schwer verletzter Polizist erlag seinen Verletzungen. Nun werden Hintergründe zum Täter bekannt. Alle Nachrichten zur Attacke im Newsticker.

Schweigeminute für getöteten Polizisten

17.11 Uhr: Zum Gedenken an den in Mannheim getöteten Polizisten ruft die Polizei für Freitag zu einer Schweigeminute auf - nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in vielen anderen Bundesländern. „Die gesamte Bevölkerung ist eingeladen, sich an der Schweigeminute zu beteiligen“, hieß es in dem Aufruf, den zahlreiche Polizeipräsidien am Mittwoch bei X veröffentlichten.

Bei der Polizei werde es eine Schweigeminute um 11.34 Uhr geben. Um diese Uhrzeit war am Freitag der 29-jährige Beamte Rouven Laur bei einer islamkritischen Kundgebung von einem Angreifer mit einem Messer so schwer verletzt worden, dass er später im Krankenhaus starb.

Nach dem tödlichen Messerangriff sammelten Menschen bereits mehr als 530.000 Euro auf der Internet-Plattform gofundme.com. Die Spenden sollen unter anderem den Angehörigen von Laur zukommen. Ein Sprecher der Bundespolizeiabteilung Blumberg bestätigte, der Verein „Bündnis der Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaft Blumberg“ habe den Aufruf gestartet. Den Verein hatten Bundespolizisten nach dem tödlichen Zusammenstoß von zwei Polizeihubschraubern 2013 in Berlin gegründet, um die betroffenen Kollegen zu unterstützen.

Iraker hielt Messerangreifer fest: „Ich mache das noch tausendmal“

12.50 Uhr: Ein irakischer Staatsbürger mischte sich mutig ein, als der Messerangreifer von Mannheim auf seine Opfer losging – und verhinderte dadurch wohl noch Schlimmeres. Der Zivilist hielt den Attentäter sogar fest. „Ich bin einfach gerannt und habe ihn festgehalten. Ich habe gesagt, Gott gib mir Kraft. Ich habe ihn mit meiner Hand gedrückt“, sagte der Mann der „Welt“. Dabei habe er selbst auch Verletzungen davongetragen und musste später im Krankenhaus ärztlich versorgt werden.

Im Chaos schlug ein Mann irrtümlicherweise auf den mutigen Iraker ein. „Ich habe mehr Schläge bekommen und ich habe ihn losgelassen und ich habe Stiche in meinen Rücken bekommen“, so der Iraker weiter, der laut eigener Aussage immer wieder so handeln würde: „Ich helfe gerne. Ich lebe hier, ich liebe Deutschland. Ich mache das vom Herzen. Wenn das noch mal passiert, ich mache das nicht einmal, ich mache das noch tausendmal.“

Mannheimer Angreifer noch nicht vernehmungsfähig

Mittwoch, 5. Juni, 10.16 Uhr: Auch fünf Tage nach der tödlichen Messerattacke in Mannheim ist der Täter weiter nicht vernehmungsfähig. Dies bestätigte ein Sprecher des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg am Mittwoch auf Nachfrage. Ein 25-jähriger Afghane hatte am Freitag fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Der 29 Jahre alte Beamte Rouven Laur erlag später seinen Verletzungen. Ein anderer Beamter schoss den Angreifer nieder. Er wurde anschließend operiert und konnte seither nicht vernommen werden. Der Täter wohnte zuletzt im hessischen Heppenheim.

Kameramann: „Ich bin mit der Kamera hinterher, dann fiel plötzlich der Schuss“

16.05 Uhr: Eigentlich wollte Oliver Z., der Kamera-Mann, der die Messerattacke in Mannheim filmte, nur die Aufklärungsarbeit über den politischen Islam von Michael Stürzenberger unterstützen. Am Ende hat Z. womöglich noch Schlimmeres verhindert.

In einem Interview mit „Nius“ schilderte er die beängstigenden Momente: „Ich habe nach dem Attentäter getreten. Meine Absicht war es, ihn davon abzuhalten, weiteren Schaden anzurichten“, so Oliver Z. Er berichtete weiter, dass der Angreifer äußerst aggressiv war und die Lage außer Kontrolle schien. “Es ging alles wahnsinnig schnell – mein Impuls war einfach nur, die Kamera draufzuhalten. Ich habe das alles durch mein Display mitverfolgt, ich musste das festhalten, was ich da gesehen habe“, beschreibt der Kameramann die Szenen, in denen der mutmaßliche Täter um sich stach. „Ich bin mit der Kamera hinterher, dann fiel plötzlich der Schuss.“ Nachdem der Schuss fiel, habe er sich umgehend um die Verletzten gekümmert.

Innenminister Strobl: Tat wohl islamistisch motiviert

15.37 Uhr: Die Messerattacke von Mannheim war den Behörden zufolge mutmaßlich islamistisch motiviert. Es verdichteten sich die Erkenntnisse, dass es sich um eine islamistisch-extremistisch motivierte Straftat handle, sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Dienstag in Stuttgart. Es gebe zudem keine Hinweise, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um eine Person handle, die einer größeren Gruppe angehöre. Es könne sich um einen islamistisch radikalisierten Einzeltäter handeln, sagte Strobl. Gerade diese Leute seien besonders gefährlich, da Einzeltäter nicht in Gruppen kommunizierten und schlecht zu überwachen seien. Der 25-Jährige war zuvor nicht polizeilich bekannt gewesen.

Täter soll vor Radikalisierung „zufriedenstellend“ integriert gewesen sein

03.30 Uhr: Nach der tödlichen Messerattacke in Mannheim werden weitere Details zum Täter bekannt. Wie „Bild“ berichtet, soll der mutmaßliche Täter Sulaiman A. als 14-Jähriger zusammen mit seinem Bruder aus Afghanistan nach Deutschland gekommen sein, als sogenannter „unbegleiteter Minderjähriger“. In Frankfurt beantragte er Asyl, wohnte anschließend in einer Jugendwohnung. Die Integration scheint zu gelingen, Sulaiman A. besucht die Realschule, macht Deutschkurse und erlangt sogar das Fortgeschrittenen-Zertifikat B2. Zwar wird sein Asylantrag abgelehnt, jedoch wird er wegen seiner Minderjährigkeit nicht abgeschoben. Als Volljähriger zieht er nach Heppenheim, heiratet eine Frau mit deutschem Pass.

Frühere Weggefährten äußerten gegenüber „Bild“ den Verdacht, Sulaiman A. könnte in Mannheim in eine Gruppe radikaler junger Islamisten geraten sein, sich so vom Vorzeige-Immigrant zum Islamisten radikalisiert haben. Auch ein verdächtiger Youtube-Account, auf denen Videos eines islamistischen Predigers hochgeladen wurden, soll Sulaiman A. laut einem Bericht der „Welt“ zugeordnet werden.

Nach Mannheim-Messerangriff: Abschiebungen nach Afghanistan gefordert

Dienstag, 04. Juni, 00.15 Uhr: Nach der tödlichen Messerattacke von Mannheim mehren sich Forderungen nach strikteren Abschiebungen ausländischer Straftäter. Mehrere unionsregierte Bundesländer unterstützten den Vorschlag des Hamburger Innensenators Andy Grote (SPD), schwerkriminelle Ausländer künftig auch nach Afghanistan und Syrien abzuschieben. Auch FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte der „Bild„: “Personen, die hier islamistisch auffällig werden, sollten auch in Länder abgeschoben werden, in denen das bisher nicht möglich war, wie beispielsweise Afghanistan.“

Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen zu Messerangriff

19.36 Uhr: Im Fall der tödlichen Messerattacke in Mannheim hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Die oberste deutsche Anklagebehörde in Karlsruhe begründete dies am Montag mit der „besonderen Bedeutung des Falls“. „Wir gehen von einer religiösen Motivation der Tat aus“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Zuerst hatte der „Spiegel“ darüber berichtet. Die Sprecherin führte aus, man gehe davon aus, dass der Mann islamkritischen Menschen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung absprechen wollte.

Polizei bittet um Bilder und Videoaufnahmen von Zeugen

19.20 Uhr: Nach der tödlichen Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz haben die Ermittler um Mithilfe von Zeugen gebeten. Bild- oder Videoaufnahmen seien von Interesse, teilten Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Montag mit. Die Behörden versprechen sich davon mehr Erkenntnisse dazu, wo genau auf dem Marktplatz sich der 25-jährige Täter kurz vor der Attacke am vergangenen Freitag aufgehalten und was er in der Zeit gemacht hat. Videos und Bilder könnten über ein Hinweisportal der Polizei übermittelt werden.

Bei dem Angriff während einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) hatte der afghanische Staatsbürger sechs Männer verletzt, darunter einen 29-jährigen Polizisten. Dieser erlag am Sonntagnachmittag seinen Verletzungen. Der Angreifer hatte dem Beamten mehrmals in den Kopfbereich gestochen.

Handy des Messerstechers liefert wohl Hinweis auf islamistischen Hintergrund des Terror-Angriffs

17.45 Uhr: Eine erste Auswertung des Handys von Sulaiman A. soll den Verdacht bestätigen, der Messerangriff in Mannheim habe ein islamistisches Tatmotiv gehabt. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf Informationen aus Sicherheitskreisen. Demnach sei es wahrscheinlich, dass A. als Einzeltäter aktiv wurde, Hinweise auf ein Netzwerk gebe es nicht.

Neue Details zu Sulaiman A.: Messerstecher soll islamistischen Youtube-Kanal betrieben haben

Montag, 3. Juni, 16.06 Uhr: Sulaiman A. soll im März 2013 als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling nach Deutschland eingereist sein, sein Asylantrag wurde im Juli 2014 abgelehnt, berichtet „Welt“ unter Berufung auf Behördendokumente. Nach Afghanistan abgeschoben wurde er aber nicht. Fast ein Jahrzehnt später bekam A. dann eine befristete Aufenthaltsgenehmigung, weil er zusammen mit einer Frau aus Deutschland ein Kind bekommen hatte. Nach Informationen der „Bild“ soll das Paar auch ein zweites Kind bekommen haben.

Laut Welt lässt ein Youtube-Account, der mutmaßlich Sulaiman A. gehört, erahnen, dass der Messerangreifer von Mannheim sich zunehmend radikalisierte. In den letzten Monaten stellte der Kanal-Betreiber zahlreiche Videos des ehemaligen afghanischen Taliban-Kommandeurs Ahmad Zahir Aslamiyar online, der unter Islamisten als Märtyrer gilt.

Surftipp: Messerattacke in Moschee-Stadt Mannheim - Was Islamkritiker und Polizisten besser schützen würde als messerfreie Zonen und Kameras

Scholz trauert um getöteten Polizisten

19.33 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich entsetzt gezeigt über den Tod des Polizisten.

„Es bestürzt mich zutiefst, dass der mutige Polizeibeamte nach dem furchtbaren Angriff in Mannheim seinen schweren Verletzungen erlegen ist“, schrieb Scholz auf X, ehemals Twitter. „Sein Einsatz für die Sicherheit von uns allen verdient allerhöchste Anerkennung. Ich bin in diesen Stunden bei seiner Familie und bei allen, die um ihn trauern.“

Polizist erliegt seinen schweren Verletzungen

18.44 Uhr: Der bei der Messerattacke in Mannheim schwer verletzte Polizist ist gestorben. Das teilte das Innenministerium mit.

Der Angreifer hatte dem Polizisten mehrfach in den Kopf gestochen. Nach dem Angriff war der Polizist zunächst notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt worden, erlag seinen Verletzungen dann am späten Nachmittag aber.

Islamkritiker Stürzenberger über Messer-Angriff: „Da kam der plötzlich wie ein Orkan auf uns zugestürmt“

13.28 Uhr: In einem Video-Interview mit „Bild“ berichtet der am Freitag angegriffene Islamkritiker Michael Stürzenberger aus dem Krankenhaus, wie er das Attentat erlebte.

„Es war urplötzlich, dass da ein Mensch auf mich zugestürmt ist und auf mich eingestochen hat. Es war wie die Apokalypse. Er stach auf mich ein, stieß mich um, danach hat er im Liegen auf mich eingestochen. Ich habe versucht, ihn mit den Füßen abzuwehren. Es war wirklich ein Albtraum, ein absoluter Albtraum.“

Weiter berichtet Stürzenberger von seinen zahlreichen Verletzungen, die ihm der Angreifer zugefügt hat:

„Der Einstich am Oberschenkel, wo Venen verletzt wurden und wo es einen relativ starken Blutverlust gab, da war es wichtig, dass es gleich abgebunden wurde. Der Einstich oberhalb der Kniescheibe, da ist Gott sei Dank nicht die Sehne verletzt worden. Das hätte auch schlimmer ausgehen können“, sagt Stürzenberger. Weiter berichtet er von einem Einstich an der Brust: „Das ging Richtung Lunge, hat aber Gott sei Dank nicht das Lungengewebe und nicht die Lunge verletzt.“ Außerdem sei er mit dem Messer am Oberarm und dreimal am Kopf getroffen worden.

Stürzenberger beschreibt gegenüber „Bild“ weiter, wie er den Beginn der Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz erlebte:

„Wir wollten eigentlich unsere Erkennungsmelodie abspielen und mit der Kundgebung beginnen. Und da kam der plötzlich wie ein Orkan auf uns zugestürmt und hat einen nach dem anderen abgestochen. Das war ein Wahnsinn.“

Dem Polizisten, der bei dem Angriff lebensgefährlich verletzt wurde, drücke Stürzenberger „alle nur erdenklichen Daumen“, sagt er weiter. Er hoffe, dass alles gut gehe. „Jeder Polizist, der attackiert wird, das ist ein Angriff auf uns, ein Angriff auf unseren freiheitlichen demokratischen Rechtsstaat, auf die Personen, die unseren Staat beschützen, die Sicherheit gewährleisten. Wer auf einen Polizisten losgeht, der attackiert uns alle.“

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